Tomatensaft ist aus

UNSERE BESTEN

Von MATHIAS WEDEL

Jan Josef, Liebster, wo bist Du? Wie geht es Dir heute? Wie hast Du geschlafen? (1) Was wühlt Dich auf, was ängstigt Dich – und vor allem: Was wolltest Du schon immer einmal sagen?

Die Woche neigt sich zu Ende und Jan Josef hat noch nicht zu mir gesprochen. Erst vorige Woche hat er so hübsch eindringlich gemahnt, geraunzt und geknödelt. Er macht sich nämlich Sorgen um unsere Grundrechte, hat er gesagt. Und dass er nicht weiß, »wo das mit der künstlichen Intelligenz hinführt«, denn da sind wir »ja noch am Anfang«. Und dass »ein Shitstorm am Ende auch nur Worte« ist – das hat er gesagt.

Dieses Jahr war besonders reich an Liefers. Vielleicht liegt es daran, dass er 60 wurde – da denkt ja mancher, dies und das muss noch raus. Zum Beispiel, dass es nachgerade irre ist, dass man »als Mann« nicht mehr alleine mit einer Frau Fahrstuhl fahren kann (aber doch hoffentlich noch Schlitten fahren darf), und dass er Männer kennt, die aus dem Fahrstuhl fliehen, wenn eine Frau einsteigt. Und dass »Übergriffe am Set« ihm zwar – toi, toi, toi – noch nicht selbst passiert sind, weder als Täter noch als Opfer, dass sie aber »nicht schön« sind. Auch wissen wir nun – denn er hat es uns gesagt –, dass nur der sich treu bleibt, der sich ändert bzw. andersrum.

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