Die Eigenmarke
UNSERE BESTEN
Von MATHIAS WEDEL
In der Osterausgabe 1955 der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung erschien unter »Lokales« ein Werk, das der Welt einen Prachtkerl ankündigte. Nein, beiden Welten: der der schönen Literatur und der des Geldes. Für ein Honorar von acht Mark schlug dort ein gewisser Dirk Roßmann im zarten Alter von neun Jahren den Generalbass für sein bis dato 77 Jahre währendes Leben an:
»Das Geld, das Geld, das Geld,
das wandert durch die Welt.
Es springt über Stock und Stein
und setzt sich für des Menschen Leben ein.
Das Geld braucht aber auch mal Ruh,
deswegen schließen wir es fest ins Sparbuch ein.«
Seit diesem Tag, vor allem aber seit der Eröffnung seines ersten Drogeriemarktes in der Hannoverschen Jakobistraße, bei der es zu denkwürdigen Tumulten begeisterter Hausfrauen kam, springt Roßmanns Geld quasi über Stock und Stein, setzt Roßmann, der Philanthrop, sein Geld für des Menschen Leben ein, gönnt ihm, dem Geld natürlich, aber auch die gehörige Verschnaufpause, damit es Muße hat, sich zu vermehren – nach dem verlogenen Motto aller mildtätigen Kapitalisten: »Wenn es mir gut geht, geht es auch anderen Menschen gut.«
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