Die Aufräumaktion

Wenn Herr Wildermann auf dieser Welt eines wichtig fand, dann war es die Ordnung. Bei ihm musste immer alles am richtigen Platz stehen oder liegen, insbesondere die Körperteile und Ehegattinnen. Falls mal etwas überhaupt nicht passte, so passte es ihm überhaupt nicht, und er begann sofort mit dem Aufräumen. Auf diese Weise hatte Herr Wildermann nach wenigen Jahren nicht nur alle Einrichtungsgegenstände seiner Wohnung weggeräumt und ausgewechselt, sondern auch die komplette Familie, sämtliche Haustiere, den Arbeitgeber und das Auto.
Trotzdem war er immer noch unzufrieden mit dem Großen und Ganzen. Deshalb beschloss Herr Wildermann, bei der nächsten Wahl seine Stimme der Aufräumpartei zu geben, damit auch in der Umgebung und im ganzen Drumherum endlich Ordnung geschaffen wurde. Diese Idee hatten auch viele andere, und bald konnte die Aufräumpartei damit beginnen, die politischen Verhältnisse auszuwechseln.
Leider wurde bei dieser Gelegenheit auch Herr Wildermann weggeräumt. Das war eben Pech. Sein unordentlicher Name hatte einfach nicht mehr in die neuen Verhältnisse gepasst.
RU
Top-Deal: Lesen Sie 6 Monate das Satiremagazin EULENSPIEGEL:

Ähnliche Beiträge
- MofasFrüher hatten wir frisierte Mofas. Wir drehten ihnen Lockenwickler ein, färbten sie. Manche verpassten ihren Mofas Strähnchen.
- Ein Anruf bei Frauke Brosius-GersdorfNachdem die CDU die Koalitionsvereinbarung, Sie zur Richterin des Bundesverfassungsgerichts zu wählen, gebrochen hat …
- Neues aus der ArtenkundeProfessor Krautwurm war ein genauer Beobachter, aber das gehörte sich auch so für einen Lehrstuhlinhaber am Institut für Dings und Bums.
- Der pilgernde SchattenDrei Wochen war Arndt jetzt schon auf dem Jakobsweg unterwegs.
- Ein Anruf bei Jens SpahnHerr Spahn, Ihnen wird vorgeworfen, dass Sie während Ihrer Zeit als Gesundheitsminister …
- Urlaubs-PerformanceSeit Monaten hatte sich Sanne B. auf die Ferien mit ihren Freunden gefreut.