Das Böse kommt mit Katzenbabys
von FELICE VON SENKBEIL
Langsam kehrt Lebensfreude zurück in deutsche Klassenzimmer. Man glaubt, vereinzelt Kinder auf dem Pausenhof schon wieder lachen zu hören (sehen kann man das unter der Maskerade natürlich nicht). Nachdem schnell der Unterrichtsstoff eingetrichtert ist, die Arbeitsblätter für die nächste Heimschulperiode verteilt wurden und das Schulessen ein paar Fettspeicher aufgefüllt hat, kann nun wieder manch pädagogischer Schabernack getrieben werden. Projektwochen sind solche Freudenbringer. Da sind die Kleinen nicht länger vom Frontalunterricht bedroht, sondern können in den Gängen lümmeln und heimlich auf dem Klo rauchen.
Besonders in der Joschka-Fischer-Grundschule in Berlin-Friedrichshain liebt man diese Abwechslung. Immunstarke Lehrkräfte haben dort mit Eifer eine Projektwoche vorbereitet. An irgendetwas müsse man sich ja klammern in diesen unsicheren Zeiten, hatte die Klassenlehrerin diese Verzweiflungstat auf dem Elternabend unter Tränen angekündigt.
Nach dem ersten Projekttag kam Julius, neun, happy nach Hause. »Es war so cool, wie in ›Fortnite‹, mit Headshots und so.« Mama Julia, Psychologin in Elternzeit, verstand nicht viel, erfreute sich aber an der Ausgelassenheit des Sohnes. In der pandemischen Isolation war er zuletzt verstummt und fett geworden, war ungewaschen und in seinem triefigen Schlafanzug vor seiner Playstation versumpft. Diese Zeiten sind nun vorbei!
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