Ein Anruf bei Friedrich Merz

Das Europaparlament hat sich mehrheitlich dafür ausgesprochen, Begriffe wie »Soja-Wurst« und »Veggie-Schnitzel« zu verbieten. Auch Sie plädieren für das Verbot. Haben Sie keine Angst, dass sich das Image von der CDU als ideologiegetriebener Verbotspartei weiter in den Köpfen der Wähler verfestigt?

Es geht nicht um Verbote, sondern um Herkunftsbezeichnungen, auf die die Verbraucher vertrauen können. Daher wiederhole ich, was ich schon bei Frau Miosga in der Sendung gesagt habe: Eine Wurst ist eine Wurst. Und eine Wurst ist nicht vegan.

Zugegeben: Ich habe auch schon mal aus Versehen einen veganen »Joghurt« gekauft und mich nach dem ersten Löffel beinahe übergeben, weil es so widerlich geschmeckt hat. Aber muss der Staat, nur weil manche Leute beim Einkauf nicht aufpassen, gleich zur Nanny mutieren und den Bürger überall bevormunden?

Es geht um den Schutz der Bürger vor veganem Essen. Beziehungsweise irreführenden Bezeichnungen. Eine Wurst ist eine Wurst ist eine Wurst!

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Was ist mit dem Wort »Fleischsalat«? Verboten?

Erlaubt. Denn da steht »Fleisch« drauf und es ist Fleisch drin. Und nirgendwo ist definiert, dass ein Salat nicht aus Brühwurst und Mayonnaise bestehen darf.

Was ist mit »Fruchtfleisch«? Verboten?

Das muss im Zweifel das Bundesverfassungsgericht klären, aber ich würde sagen: ja. Fleisch ist Fleisch. Und Fleisch ist nicht vegan.

Was ist mit Menschen, die »Papierschnitzel« statt »Papierschnipsel« sagen?

Die dürfen gerne in ihre sicheren Herkunftsländer zurückkehren.

Was ist mit sogenannten Schokoladen-Eiern, die es zu Ostern gibt? Die werden nicht von Vögeln gelegt. Verboten?

Da geht es nicht um Fleisch. Ein Ei ist nicht unbedingt ein Ei. Aber eine Wurst ist immer eine Wurst.

Ist es also schon so weit gekommen, dass man nicht mal mehr »Kackwurst« sagen darf in diesem Land?

Diese Polemik schon wieder! Sie dürfen das selbstverständlich sagen. Es geht uns um die Irreführung des Verbrauchers. Sie dürfen natürlich auch – und dafür steht der Wirtschaftsstandort Deutschland wie kein zweiter – Fäkalien produzieren und verkaufen. Sie dürfen sie nur nicht unter dem Namen »Kackwurst« vermarkten, sofern sie nicht zumindest aus 50 Prozent Fleisch oder Fleischresten, Sehnen oder Knorpeln bestehen.

Bei Lebensmitteln wimmelt es nur so von irreführenden Bezeichnungen. Wenn ich in Berlin einen Pfannkuchen bestelle, bekomme ich einen Krapfen. Inwiefern ist ein Franzbrötchen bitteschön ein Brötchen? Und die Weltmeisterbrötchen sind weder von noch exklusiv für Weltmeister und es sind auch keine Weltmeister drin. Genau so wenig wie Bärchen in der Bärchenwurst und Jäger im Jägerschnitzel. Unternimmt die CDU endlich was gegen diesen Irrsinn?

Solange Fleisch drinnen ist, sehe ich diesbezüglich keinen Handlungsbedarf. Aber wo »Wurst« draufsteht, muss Wurst drinnen sein. Eine Wurst ist eine Wurst.

Ok. Alles, was »Wurst« oder »Schnitzel« genannt wird, muss also aus tierischem Fleisch bestehen. Aber müsste nicht eigentlich auch alles, was »Bier« genannt wird, Alkohol enthalten? Dieser Betrug ist doch der eigentliche Skandal hier! Da besorgt man sich nämlich ein Six-Pack, trinkt drei schnelle Flaschen und wundert sich eine halbe Stunde lang, wieso da nix knallt, bevor man endlich das Etikett liest. Das Zeug dürfte niemals unter dem Namen »Bier« verkauft werden, denn unter »Bier« versteht der Verbraucher ein alkoholhaltiges Erfrischungsgetränk! Ein Bier ist ein Bier. Das hat sich in Hunderten von Jahren so etabliert. Die Marke »Bier« wird dadurch zerstört oder zumindest, haha, verwässert. Passend wäre eher sowas wie »Wasser mit leichter Hopfennote« oder »kastrierte Gerstenplörre«. Oder es sollten wenigstens irgendwelche Warnhinweise wie auf den Zigarettenpackungen zu sehen sein mit verhärmten, sportlichen Menschen vornedrauf, denen man sofort ansieht, dass sie in ihrem ganzen Leben noch nie Spaß hatten. Wenn Sie sich dafür einsetzen, dass diese wahrhaft hinterfotzige Verbrauchertäuschung ein Ende hat, würde ich Sie auf der Stelle wählen, Herr Merz. Oder kann es etwa sein, dass es gar nicht um Verbraucherschutz geht, sondern um Lobbyarbeit? Und weil die, die Bier produzieren, dieselben sind, die alkoholfreies »Bier« herstellen, beschwert sich kein Lobbyist, weil er – anders als bei der Fleisch- und der Fleischersatz-Industrie – keine Konkurrenz fürchten muss. Geht Ihnen der Verbraucherschutz nicht eigentlich an Ihrem wenig fleischigen Arsch vorbei, Herr Merz? Herr Merz? – Einfach aufgelegt. Und so einer wird unter dem Namen »Volksvertreter« vermarktet. Das gehört auch verboten.

GF

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