Alte in den Schützengraben!
Von Mathias Wedel
Neulich im 915er. Der Fahrer war spät dran. Im Gang stand noch jemand. »Setz dich doch endlich hin, du …!« Der Rest des Satzes wurde gnädig vom Getriebe- und Motorgeräusch verschluckt.
Ein klarer Fall von Altersdiskriminierung! Denn der Satz endete bestimmt nicht mit »… du wertgeschätzter, wenngleich leicht betagter Fahrgast der Barnimer Busgesellschaft«, sondern mit: »… du alter Sack!« (wahlweise »altes Arschloch«, »alter Idiot«, »alter Knacker« – aber immer mit »alt«, denn auf das »alt« kommt es an).

Kann der Vorfall dennoch, wiewohl er nicht zur Gänze verständlich war, zur Anzeige gebracht werden? Natürlich, das muss er sogar! Es sind ja gerade jene scheinbar »harmlosen« Diskriminierungen, die nicht beweisfesten, anspielungsreichen, diese »Missverständnisse«, diese »Nun-hab’-dich-mal-nicht-so«-Fälle, die Tausende bejahrte Deutsche und noch mehr olle Migranten in den verschiedenen Stadien ihrer Abschiebung tief traurig machen, verbittern, zum Alkohol greifen oder ihrem Leben ein verfrühtes Ende setzen lassen.
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