Ein Anruf bei Toni Kroos

Glückwunsch zur halbwegs erfolgreichen EM, Herr Kroos! Da mich Fußball aber nicht sonderlich interessiert, würde ich mit Ihnen gerne über Ihren Auftritt im ZDF-Podcast »Lanz & Precht« sprechen.

Ungern. Schon in dem Moment, als ich sagte, dass Deutschland nicht mehr das Deutschland von vor zehn Jahren ist, habe ich befürchtet, dass dieses vage Geraune als vages Geraune missverstanden und von interessierten Kreisen angeprangert wird.

Welche interessierten Kreise meinen Sie? Etwa rechte Medien, von denen Sie nicht als Querpass-, sondern als Klartext-Toni gefeiert wurden?

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Im Grunde habe ich nur gesagt: Wenn meine siebenjährige Tochter heute 14 oder 15 wäre, würde ich sie nach 23 Uhr lieber in Spanien aus dem Haus lassen als in einer deutschen Großstadt. Und ich habe betont, dass diese Einschätzung nicht faktenbasiert ist, sondern lediglich auf meinem Gefühl beruht.

Kommt Ihr Gefühl vielleicht daher, dass Sie Ihre Informationen von salbadernden Kasperköpfen wie Lanz und Precht beziehen? Der Schwätzer Lanz hat während des Gesprächs ja so oft das Wort »Kontrollverlust« gesagt, bis Sie es irgendwann einfach wiederholt haben.

Das waren schon meine eigenen Worte. Und ohne jetzt irgendwelche Kriminalitätsstatistiken von Deutschland und Spanien zu kennen oder nennenswert Kontakt zu Menschen zu haben, die keine Millionäre sind und nicht in von Sicherheitsfirmen abgeriegelten Villenvierteln wohnen, würde ich als jemand, der seit zehn Jahren in Spanien lebt, bei meinem Gefühl bleiben, dass Deutschland einfach zu voll ist. Die Sicherheitslage ist gefühlt einfach schlechter.

Meine Sie die vielen über und über tätowierten Gestalten? Die sind mir auch manchmal etwas unheimlich.

Sehr witzig. Aber wie bei Deutschen und Ausländern gibt es auch bei Tätowierten solche und solche. Das ist zumindest mein Gefühl.

Würden Sie Ihre 15-jährige Tochter zu Markus Lanz ins Auto steigen lassen? Was sagt Ihnen da Ihr Gefühl? Oder wäre Ihnen diesbezüglich dieser schmierige Precht lieber? Vor wem von den beiden müsste sich Ihre Tochter mehr fürchten? So rein gefühlsmäßig.

Dazu sage ich lieber nichts. Man muss ja höllisch aufpassen heutzutage, damit man nicht in eine Ecke gestellt wird. In diesem Fall in die Ecke für Leute, die nicht mehr zu Lanz in die Sendung eingeladen werden. Das sind mächtige Medien-Menschen, die einen leicht canceln könnten. Ob Lanz das tun würde, weiß ich natürlich nicht, das ist nur wieder so ein Gefühl.

Apropos Gefühl: Haben Sie auch das Gefühl, dass der Satz »si tacuisses philosophus mansisses« heutzutage kaum noch von jemandem verstanden, geschweige denn befolgt wird?

Vom Gefühl her: ja.

GF

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