Die weiße Hose

Waldspaziergang mit Fritz Keller

Von PHILIPP HERMANN

Im Frankfurter Stadtwald trifft man auf eine reiche Flora und Fauna. Es gibt dort den sehr seltenen Gefingerten Lerchensporn, die streng geschützte Zauneidechse und die so gut wie ausgestorbene und Ungefingerte Wasserspitzmaus. Der Stadtwald gehört auch zu den bevorzugten Habitaten von Fritz Keller, ebenfalls in seiner Art bedroht. Vor zwei Jahren wählte man den gebürtigen Winzer an die Spitze des weltweit größten Sportverbandes, genau so lange befindet er sich im aktiven Widerstand gegen seine Vorstandskollegen. Nachdem er seinen Stellvertreter mit einem Nazirichter verglich, tobte beim Deutschen Fußballverband ein zweites Stalingrad.

Zeichnung BURKHARD FRITSCHE

Keller hat es zum Stadtwald nicht weit, von der DFB-Zentrale in der von ihm »Otto-Fleck-Scheiße« genannten Otto-Fleck-Schneise sind es nur zwei Fluchtminuten. Er komme gerne an diesen Ort, sagt er. »Auch die Mitglieder der Frankfurter Schule sind hier vor ihrer Emigration oft spazieren gegangen.« Mit Theodor W. Adorno verbindet ihn aber noch mehr: Sie beide sind die Söhne von Weingroßhändlern und tragen im Namen ein W – bei Adorno steht es für Wiesengrund, bei Keller für (mein Gott) Walter. Trotz der Parallelen liegt ihm ein Vergleich mit dem Philosophen fern. Mehr Ähnlichkeit sieht er ohnehin bei Sophie Scholl. In der Widerstandsikone erkennt er sich wieder. Auch sie floh einst nicht ins Exil, sondern war bereit, sich zu opfern.

Weiter geht es im EULENSPIEGEL 06/2021.

15 Jahre – Fußballbilder

Alle Motive von Arno Funke jetzt als eCards downloaden:
    Anzeige