Die Dauer-Verabschiedung

Der Zeitspanne von »Ich mach’ mich dann auch mal so langsam auf den Weg« bis zum tatsächlichen Auf-den-Weg-machen ist enorm. Bei einem simplen Verwandtenbesuch zum Beispiel wird mit diesem Satz wie auf Knopfdruck eine Tasse Kaffee nachgeschenkt. Erhebt man sich dann langsam, gibt es immer noch diese eine Sache, die man »unbedingt probieren!« muss. Ist die Jacke danach endlich vom Bügel und die Wohnungstür schon einen Spaltbreit geöffnet, beginnt das eigentliche Gespräch: Job, Familie und dann noch etwas vom US-Präsidenten. Im Treppenhaus geht es dann weiter, mit Hall. Da drückt man dann mindestens noch eine halbe Stunde auf den Lichtschalter. Aus Zeitgründen verabschiede ich mich deshalb immer schon vor meiner Ankunft.

MG

Zeichnung: Sven Raschke

Je weniger

Jetzt haben sie eine Kältewelle angekündigt. Aber ich glaube nicht daran. Das wird uns nur erzählt, um uns besser unterdrücken zu können. Ich und meine Frau sind nämlich Kälteleugner. In Wirklichkeit steckt der Bill Gates dahinter. Die reden uns die Kälte nur ein, weil sie uns zwangserhitzen wollen. Es gibt längst riesige Brutkästen, in die wir alle gesteckt werden sollen. Natürlich haben viele davon noch nie gehört. Aber daran kann man erkennen, dass es stimmt. Je weniger Leute von einer Verschwörung gehört haben, desto wahrer ist sie!

GR

Gespräch im Büro

Mein Aktenordner teilt mir verschwörerisch mit: »Ich war einmal ein Baum.« Und am linken Blattrand meldet sich das obere Loch, um mir zuzuflüstern: »Ich war einmal ein Astloch.« – Da kann ich nur sagen: »Ganz astrein seid ihr beide nicht!«

EH

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Ich Aufrührer

Manchmal kommt echt der Rebell in mir raus. Am »Tag des Butterbrotes« habe ich mir zum Beispiel demonstrativ Margarine aufs Brot geschmiert.

GP

Aus dem EULENSPIEGEL 10/2020.