Der Mann hinter Karl Klammer

UNSERE BESTEN

Von ANDREAS KORISTKA

Bill Gates sitzt am Tisch seines Anwesens am Lake Washington. Die Schultern sind eingefallen, der Kopf gesenkt. »Er fährt gerade hoch«, raunt ein Angestellter. Nach gut drei Minuten springt Gates auf und begrüßt alle Anwesenden. Zunächst agiert er stockend, dann werden seine Bewegungen flüssiger, bis er wieder gänzlich innehält. Ob er sich jetzt gleich noch einmal kurz schlafen legen dürfe oder ob es in elf Stunden besser passe, fragt er freundlich. Um diese Entscheidung zu fällen, gibt er eine Bedenkzeit von 15 Minuten. Eine Countdown-Anzeige an der Wand zählt stumpf die Sekunden herunter. – Ob etwas zu trinken gewünscht sei, will Gates daraufhin mehrmals von seinem Besuch wissen. Doch auf die Antworten erfolgt keine Reaktion, bis er nach einiger Zeit kommentarlos 20 randvoll gefüllte Tassen mit Kaffee auf den Tisch stellt. Man merkt, dass das Betriebssystem Windows nach dem Abbild seines Schöpfers geschaffen wurde. Das ist er also: Bill Gates, geboren am 28. Oktober 1955 unter dem Entwicklernamen William Henry Gates III als zweite Nachfolgeversion seines Großvaters William Henry Gates I. Der Support für Gates I lief bereits 1969 aus. Der für William Henry Gates II wird voraussichtlich innerhalb der nächsten Monate eingestellt werden. Dann wird Bill die einzige Version auf dem Markt sein.

Frank Hoppmann

Um Gates Person ranken sich Legenden. Unbestritten ist: Der laut Forbes-Magazin zweitreichste, siebtmächtigste und zwölftschlechtest frisierte Mann der Welt hat den Büroalltag mit bahnbrechenden Programmen wie Solitaire und Minesweeper revolutioniert. Aber wie der Microsoft-Gründer privat drauf ist, darüber weiß man herzlich wenig. Im Grunde sei er ein ganz normaler Typ wie du und ich, nur, dass er eben nicht Mozilla benutze, sondern Edge, meint Gates. Seit er sich aus der Firma zurückgezogen hat, spiele er viel Bridge, gehe regelmäßig spazieren und abends trinke er gerne mal – freilich ohne dabei zu übertreiben – ein bis zwei Gläser Adrenochrom.

Weiter lesen Sie im EULENSPIEGEL 07/2020:

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