Heilige Corona, verlass uns nicht!

Die heilige Corona hilft noch immer als Schutzpatronin gegen Seuchen

Von PETER KÖHLER

Seit Jahren schrumpft hierzulande der Katholizismus, gehen dem Protestantismus die Eier aus. Noch in den 1950er-Jahren stapelten sich in den westdeutschen Gotteshäusern die Betenden nebeneinander; seither sind selbst am Sonntag die Reihen löchrig wie Schweizer Käse geworden. Beichtstühle stehen leer, Taufbecken sind bis untenhin ausgetrocknet, und jetzt, da das Corona-Virus sich rücksichtslos auch in die Gläubigen bohrt, sind die Kirchenbänke vollends verwaist. »Es ist also eigentlich wie immer«, bekennt Pfarrer Klemm von der katholischen Gemeinde Bubenrott in Franken mit einer Prise Sarkasmus und kaut eine Hostie. »Sonst verdirbt mir das Zeug doch«, sagt er freimütig und verrät, dass er auch abends, wenn er genug gebetet hat und mit dem Kaplan ein Puzzle legt, statt Kartoffelchips den Leib Christi knabbert.

»Dass draußen alle Welt«, seufzt der aufrecht im Glauben wohnende Gottesmann, »von ausfallenden Abiturprüfungen spricht, während keine Menschenseele wehklagt, dass gottgewollte Erstkommunionen, Firmungen und Konfirmationen aus dem Kirchenkalender gefegt werden«, will dem Diener Jesu nicht in den eigenen Kopf: »Das Leben hinieden ist doch nur das 80, 90 Jahre lange Sprungbrett für die endlose Seligkeit drüben!«

Klaus Stuttmann

Dagegen könnte Pfarrer Klemm um ein Haar eine göttliche Fügung darin erblicken, dass in dieser schweren Zeit Amazon & Co. mit der Lieferung von Toilettenpapier und Nudeln von oben bis hinten ausgelastet sind und alle anderen Warenbestellungen hintangestellt werden. Gerade ihn wirft das nicht aus dem Trott: »Eigentlich brauche ich dringend Weihrauch und Myrrhe, aber die Firmen liefern nicht. Merkt aber niemand ..«

Weiter geht es auf 2 Seiten im EULENSPIEGEL 05/2020.

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