Meisterwerke

Kunst von EULENSPIEGEL-Lesern, gediegen interpretiert

Rob Price, Kaarst

Es gibt viele Fehler, die man bei der Hundeerziehung machen kann. Welcher im konkreten Fall dafür gesorgt hat, dass Wales seinem Frauchen davongelaufen ist, lässt sich anhand der vorliegenden Indizien nur erahnen. Was sehen wir? Wir sehen das Frauchen, dargestellt als weibliche Mischung aus Rumpelstilzchen, Gollum und dem auf der Krone sitzenden Eulenspiegel. Frauchen hat sich in die sogenannte Russenhocke begeben, eine, nebenbei bemerkt, stark Hämorrhoiden fördernde Position. Sie spricht von einem Wir, doch so, wie sie in diesem merkwürdigen Aufzug da sitzt, scheint es sehr unwahrscheinlich, dass irgendjemand etwas mit ihr zu tun haben möchte. Frauchen also ist leicht irre. Möglich auch, dass es nie einen Hund gegeben hat.

Über die Rasse des abwesenden Wales kann man nur spekulieren. Das recht umfangreiche Halsband lässt auf einen größeren Hund (und keinen, wie der Name Wales suggeriert, Welsh Corgi) schließen: möglichweise eine Dogge, ein Bernhardiner oder ein Komodowaran. Letz -tere Rasse würde das Ver -schwinden gut erklären, denn Komodowarane lassen sich der Erfahrung nach nur ungern an ca. 20 Zentimeter langen Ketten festbinden.

Auch die offensichtliche Nicht-Beachtung durch Frau – chen könnte den Hund zum Ausreißer gemacht haben. Denn das Erstaunlichste an diesem Bild: Noch hat Frauchen das Fehlen ihres geliebten Vierbeiners nicht bemerkt. Angesichts der Tatsache, dass der Hund nur wenige Zentimeter neben ihr an einer Kette festgebunden war und man in der Einöde kilometerweit nichts und niemanden sonst sehen kann, eine beachtliche kognitive Fehlleistung. Doch schon bald – man ahnt es und malt sich das Entsetzen auf ihrem Gesicht aus – wird sie das verwaiste Halsband entdecken und sich eine der fundamentalsten Fragen stellen, die der Mensch sich stellen kann: Wuff, wuff, wuff, wuff, wuff! Who let the dog out? Wuff, wuff, wuff, wuff, wuff! Who let the dog out?

M. Rütter