Lebt eigentlich Uwe Steimle noch?

Ja, er lebt noch, auch wenn dies außerhalb Sachsens kaum aufgefallen sein dürfte. Alle Nicht-MDR-Zuschauer werden Steimle meist nur dann gewahr, wenn er wieder mal Dinge sagt, die man sonst nur mit wohligem Grusel von spinnerten Reichsbürgern vernimmt:

Im rechtsextremen Zentralorgan Junge Freiheit erklärte er unlängst, Deutschland sei »Besatzungsgebiet der USA« und Claus Kleber der »Karl-Eduard von Schnitzler der BRD« (dabei ist das in Wirklichkeit Steffen Seibert und Kleber ist höchstens die Dagmar Frederic der BRD).

Es ist nicht das erste Mal, dass der besorgte Kabarettist und Dresdner Lokalidiot sich in rechte Verschwörungstheorien verwickelt. Er tat es bereits, als er »zärtliche Gefühle« für Pegida bekundete und von Englisch als »Besatzersprache« fantasierte – natürlich rein ironisch, schließlich ist Steimle Satiriker und zwar einer, der bis zum heutigen Tag mit Parodien des Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker glänzt. Muss man mehr sagen über diesen Künstler? Ja, denn auch den Eindruck, dass Ossis in irgendeiner Weise nachtragend und kleinlich sein könnten, zerstreute Steimle 2008, als er nach 15 Jahren »Polizeiruf« seine Absetzung als Fernsehkommissar mit den Worten »Dolchstoß« und »Berufsverbot« kommentierte. Dieses (wahrscheinlich von der amerikanischen Militärregierung erlassene) Berufsverbot, das seither nur durch seine immerwährenden Engagements beim MDR unterbrochen wird, hat eine tiefe Lücke in Steimles Leben gerissen. Eine Lücke, die er als friedensbewegter Querfrontler mit Engagement für die Linkspartei zu schließen sucht.

Steimle ist gewieft. Welche seiner Aussagen ernst oder ironisch oder einfach nur strunzdumm sind – das weiß man nie genau. Er schaut dem Volk eben aufs Maul – und redet ihm nach demselben. Wer sich das nicht antun will, der muss ja nicht MDR schauen.

von Erik Wenk